Freitag, 23. Februar 2018

Bürglen. Am Samstagabend lud die Guggenmusik Schlosshüüler zum Narrenschmaus ein. Neben dem Vier-Gang-Menü sind den Besuchern  Comedy-, Cabarett- und Musikeinlagen vorgesetzt worden. 

Der Schweizer würde morgens um vier bei einer roten Ampel warten, obwohl weit und breit kein anderer Autofahrer zu sehen sei, sagte Eric Droz, der Präsident der Bürgler Fasnachtsgesellschaft «Schlosshüüler» an der Bürgler Fasnacht. «Der Schweizer fühlt sich sicher, weil bei ihm ein Sturmgwehr im Haus steht, obwohl er nicht einen Schuss Munition dafür hat. Er nimmt Aromat mit in die Ferien, weil es sonst nicht schmeckt ‹wiä dihai›. Und alle schimpfen über die Türken, ‹aber dä Döner stoht z’oberscht ufem Menüplan›», analyisierte Eric Droz weitere  Eigenheiten der Eidgenossen. «Jo, so sinds, die liebe Schwizer – bünzlig, stolz und chli engstirnig». Dem schweizerischen Hang zur Perfektion konnten sich auch die Gastgeber des Narrenschmauses nicht entziehen. Mit viel Liebe zum Detail hatten sie die Mehrzweckhalle ihrem Motto «CH-liikariert» entsprechend mit rotweiss karierten Tischdecken, Jasskarten, den berühmten Tilsiter-Kühen oder Sonnenschirmen mit Bierwerbung dekoriert. Im Eingangsbereich lud sogar eine Kuh dazu ein, eigenhändig Milch zu zapfen.

Voll besetzte Halle

Schon kurz nach 17.17 Uhr waren alle 160 Sitzplätze in der Halle restlos besetzt. Auf die Besucher wartete ein bunter Abend voller Comedy, Kabarett, Schnitzelbänke, Musik und mit dem Narrenschmaus, der ebenfalls passend zum Motto ausgewählt wurde. Zwischen den Darbietungen servierten die Helfer der Festwirtschaft Wurst-Käse-Salat, Flädlisuppe, Hackbraten mit Hörnli und Gemüse sowie Tobleronemousse und Birchermüesli. «Das ist doch der Pfarrer», bemerkte eine Besucherin, die Sebastian Zebe am Saxophon der «Legendary Fool’s Club Band» entdeckt hatte. Das Quartett sorgte während des Essens für musikalische Unterhaltung.

Freche Sprüche

Als Höhepunkte des Abends entpuppten sich die Schnitzelbänke der «Emanze mit Ranze» aus Bürglen, der Bischofszeller «Thurgeier» und der «Alliglattohre» aus Flawil. Spitzzüngig äus­serten sie sich zu lokalen, nationalen und internationalen Themen, Prominenten und Politikern. Neben der No-Billag-Iniatitive und der #MeToo-Kampagne entpuppte sich der amerikanische Präsident Donald Trump als dankbarstes Opfer der Schnitzelbänkler. Die «Emanzen mit Ranzen» machten sich zudem Gedanken zum verdichteten Bauen im Dorf. «A de Bädli­stross chasch für 800 000 Stei uf de Balkon stoh und dir vo de SBB en Drink serviere loh», erklärten sie. Gleich in siebenfacher Ausführung nahm der Löwe, das Bürgler Wappentier, am Narrenschmaus teil. Die Gruppe um Manuela Niederberger gewährte dem Publikum mithilfe einer eigenen Version des Hits «Atemlos» einen Einblick in die Backstube ihrer Bäckerei. Das veränderte Verhalten der eigentlich netten und zuvorkommenden Schweizer dokumentierte «Elfriede» alias Michaela Bauer. «Es liegt am ‹Crystal green syndrom›. Die grünen Ausfuhrscheine sind mit einer Substanz behandelt, die Schweizer bei der ersten Berührung glücklich, süchtig und unfreundlich macht», mutmasste die deutsche Putzfrau.

Monika Wick