Freitag, 26. April 2019

Kradolf. In der Hauptstrasse in Kradolf, bei der Abzweigung zur Kirche, steht an der Thur ein Haus, auf dessen Garage ein Sgraffitto zu sehen ist. Es stellt einen Mann in einem kleinen Boot dar. Das Haus heisst zum Schiffacker.

Hier am Ufer legte bis 1872 die Fähre an. Vor 150 Jahren gab es noch keine Brücke zwischen Schönenberg und Kradolf. Die Thur musste bei Niedrigwasser durch eine Furt, sonst mit der Fähre überquert werden. Ursprünglich war das «Fahr» oder die «Thurfahr» ein Lehen des Bischofs von Konstanz. Seinem Vogt in Bischofszell musste der Lehensmann auf Martini als Pachtzins «ein Pfund guten Pfeffers, Constanzer Gewicht», abliefern. Dieses Lehen wurde bis gegen Ende des 18. Jahrhunderts immer wieder vom Bischof vergeben. Später übertrug die Bürgergemeinde einem Fährmann den Betrieb samt Anlage in einem detaillierten Lehensvertrag. Er wurde dazu verpflichtet, den Fährauftrag mit einem Fuss- und Wagenschiff zu erledigen.

1869 entschied die Bürgergemeinde, dass die nach Sulgen Kirchgenössigen beider Religionen die Fähre «für kirchliche Übungen zur gewöhnlichen Zeit» gratis benutzen durften.

Guido Stutz