Freitag, 2. Februar 2024

Sulgen. Neu finden im Café Dorfplatz im Seniorenzentrum Sulgen zwei- bis dreimal pro Monat öffentliche Veranstaltungen statt. Letzte Woche  erzählte Filmemacher Joel Reisinger spannende Geschichten aus den Anfängen des Fernsehens. 

Das Café Dorfplatz im Seniorenzentrum Sulgen war am letzten Donnerstagnachmittag fast bis auf den letzten Platz besetzt. Grund dafür war der Vortrag, den Joel Reisinger hielt. Der Filmemacher aus Lütisburg erzählte spannende Geschichten aus den Anfängen des Fernsehens. Mit im Gepäck hatte er zudem historische Fernsehgeräte aus der Zeit, in der die Bilder laufen lernten. In diesem Jahr lädt das Seniorenzentrum zwei- bis dreimal pro Monat zu öffentlichen Veranstaltungen ein. «Mit dem Tanznachmittag Mitte Monat legten wir einen fulminanten Start hin», sagte Andreas Müller. Zusammen mit Florian Rexer führt der Kulturschaffende die Event-Agentur «Ideen hoch zwei». Das kreative Duo wurde vom Seniorenzentrum zur Durchführung der verschiedenen Anlässe engagiert. Auf dem Programm stehen die «Werkstatt der Sinne», Unterhaltungsshows, Theater, Tanzanlässe, Spielnachmittage und etliches mehr. 

Lieder wecken Erinnerungen

Von einigen der Anwesenden wurde Andreas Müller erkannt, arbeitete er doch bis vor rund zwanzig Jahren als Fernseh- und Radiomoderator. «Heute geht es aber nicht um den Inhalt, sondern um die Geräte», erklärte er lachend. Tatsächlich hatte Joel Reisinger viele antike Geräte mitgebracht, für die er zwischen zehn und 4000 Franken ausgegeben hat. Besonders auffallend war ein Gerät, das aus den 1930er-Jahren stammt – den Anfängen des Fernsehens. Der Bildschirm nahm damals noch einen ganz kleinen Teil des ganzen Gerätes ein. «Eigentlich ist es ein hochwertiges Radio mit kleinem Bildschirm. Falls das mit dem Fernsehen nicht funktioniert hätte, hätte man wenigstens ein gutes Radiogerät gehabt», erklärte Joel Reisinger lachend. Viele der Geräte, die er mitbrachte, funktionieren noch. Vom Einschalten bis zum Bildaufbau verstrich aber einige Zeit. Zudem musste der Geräte-Sammler an Knöpfen drehen, um die Schärfe des Bildes einzustellen. Als dann aber endlich Hazy Osterwalds «Kriminaltango» oder «S’Margritli-Lied» von den Geschwistern Schmid und Teddy Stauffer über den Bildschirm flimmerte, war die Freude bei den Anwesenden gross. «Das Fernsehen diente in der Schweiz in den Anfängen lediglich der Unterhaltung. Für Nachrichten besuchte man die Wochenschau im Kino», sagte Joel Reisinger. Als er ein weiteres Gerät laufen liess, erschien ein Testbild auf dem Bildschirm mit dem Logo der PTT. «Sie war damals zuständig für die Sendeanlagen», erklärte er. 1952 produzierte die Solothurner Firma Autophon die ersten Fernseher für die Schweiz, allerdings war es noch nicht möglich, den Sender zu wechseln und man konnte nur das Programm aus der Schweiz empfangen. «Damals wurde dreimal wöchentlich für eine Stunde gesendet und alle Programme wurden live übertragen», sagte Joel Reisinger. 1947 wurden Fernsehgeräte neben Holz aus dem Kunststoff Bakelit  gefertigt. Die Zuhörerinnen und Zuhörer erfuhren, dass diese vor der Krönung von Königin Elisabeth II. massenhaft verkauft wurden. Ab den 1980er-Jahren gelangten laut Joel Reisinger fast nur noch Geräte aus Japan auf den Markt. «Sie waren günstiger und zuverlässiger» erklärte er. Ein weiterer Meilenstein in der Fernsehgeschichte war, als 1969 das Farbfernsehen eingeführt wurde. Letztendlich kamen die Zuhörer noch in den Genuss, eine Sequenz von «Dopplet oder nüt» zu sehen, der ersten Sendung, die in der Schweiz in Farbe übertragen wurde. 

Ausstellung bis 12. Februar

Unter den Zuhörern waren auch Ferdy Rupper und seine Frau Klara. Das Paar erinnert sich noch gut daran, wie es sich an Weihnachten 1970 ein Fernsehgerät angeschafft hatte. «Das war eine langfristige Investition. Den Fernseher besassen wir knappe zwanzig Jahre», erzählt Ferdy Rupper. Weiter erinnert er sich daran, dass sie Farbfernsehen erst empfangen konnten, als sie auf dem Dach eine Hochantenne montierten. Die Fernsehgeräte von Joel Reisinger sind bis zum 12. Februar im Café Dorfplatz ausgestellt. Die weiteren Veranstaltungen finden Interessierte unter www.seniorenzentrum-sulgen.ch/oeffentliche-veranstaltungen.

Monika Wick