Freitag, 2. Februar 2024

Sulgen. Mit einem Abendanlass haben die Schülerinnen und Schüler der Sekundarschule Befang ihre Projektarbeit zum Thema Prävention häuslicher und sexualisierter Gewalt abgeschlossen.

Die Schülerinnen und Schüler der dritten Sekundarklassen beschäftigten sich in den letzten Monaten intensiv mit dem Thema «häusliche und sexualisierte Gewalt». Am Themenabend vom 25. Januar präsentierten sie ihre Arbeiten den Eltern auf der Bühne und in Form einer Tischmesse. Die Gäste zirkulierten zwischen den Tischen, während die Jugendlichen über vielfältige Themen wie zum Beispiel Hilfsangebote, das Patriarchat sowie Geschlechtsunterschiede im Ausüben bezahlter und unbezahlter Arbeit berichteten. Häusliche Gewalt kann sich auf vielfältige Weise zeigen und ist unter Jugendlichen ähnlich verbreitet wie unter Erwachsenen. Umso wichtiger ist es, Jugendliche für das Erkennen ungesunder Beziehungsstrukturen zu sensibilisieren – sie darin zu stärken, Grenzüberschreitungen zu erkennen und zu benennen sowie bei Bedarf Hilfe zu holen. 

Begünstigende Faktoren

Da starre Rollenbilder Gewalt begünstigen können, setzten sich die Jugendlichen auch kritisch mit stereotypen Rollenbildern auseinander. Lernende stellten vermeintliche Eigenheiten von Männern und Frauen aktiv infrage. «Für Männer ist es teilweise schwieriger, über Gefühle zu sprechen und Hilfe zu holen», berichtete beispielsweise ein Schüler im Rahmen eines Quiz zu toxischer Männlichkeit und regte damit zum Nachdenken an. «Die kritische Reflexion von stereotypen Rollenbildern als auch der damit verbundenen Konsequenzen ist Teil einer breit abgestützten Präven­tionsarbeit», betonte Barbara Dudli, Schulsozialarbeiterin am Oberstufenzentrum Befang. 

Gefühl der «Ohn-Macht»

Eindrückliche Einblicke in das Thema gab auch Gastreferent Andreas Hartmann, der als Mitbegründer der Fachstelle Konflikt.Gewalt. Erwachsene, Jugendliche und Kinder berät, damit eine Zukunft ohne Gewalt möglich wird. Hartmann bot dem Publikum Einblicke in die Innenwelt von Menschen, die Gewalt anwenden oder kurz davorstehen. Hartmann zeigte anhand von Praxisbeispielen auf, dass es vielen gewalttätigen Menschen schwerfällt, ihre Wünsche und Bedürfnisse zu formulieren und dass sie sich in zwischenmenschlichen Stresssituationen teilweise nicht im Stande fühlen würden, etwas zu entgegnen. Vor einer Eskalation begleite diese oft das Gefühl der Ohnmacht – ein «nicht mehr wissen, was machen». Sie würden dann das Instrument der Gewalt nutzen, um sich wieder handlungsfähig zu fühlen. «Um Gewalt zu stoppen, ist die Arbeit mit der gewaltausübenden Person elementar», so Hartmann. «Präventionsarbeit ist die Arbeit an einer inneren Haltung, die auf Abwertungen verzichtet. Da Abwertungen und Gewalt in einem Zusammenhang stehen, wird im Schulalltag bei abwertendem Verhalten konsequent interveniert», berichtete Magnus Jung, Schulleiter der Sekundarschule und plädierte für eine klare Haltung gegen Gewalt und für die Stärkung der Selbstverantwortung jedes Einzelnen.

(pd)