Freitag, 17. Dezember 2021

Erlen. Mit einer Machbarkeitsabklärung legte die Behörde der Schule Erlen vor rund vier Jahren die Basis für einen Architekturwettbewerb. In dieser Woche präsentiert sie die Ergebnisse. 

Die Schülerzahlen in Erlen steigen, die Schule braucht mehr Schulraum. Aus diesem Grund startete die Schulbehörde ein Projekt mit dem Arbeitstitel Kreativhaus. Um mehr Platz in den bestehenden Schulhäusern zu schaffen, sollen die Werkräume, der Zeichnungsraum und die Bibliothek ins neue Kreativhaus verlegt werden, wo auch das familienergänzende Angebot «Colori» untergebracht werden soll. Angedacht war, die alte Turnhalle abzubrechen und an dieser Stelle einen Neubau zu errichten. 

Schützenswertes Objekt

Als Fachperson für die Machbarkeitsabklärung zog die Schule den Architekten Ueli Wepfer bei. «Die alte Turnhalle ist zwar weder im Verzeichnis der Gemeinde noch des Kantons als schützenswert aufgeführt, das Erler Schulareal ist aber im Bundesinventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS) aufgenommen und die Turnhalle wird dort als schützenswertes Einzelobjekt erwähnt», erklärt Wepfer. «Die Ausgangslage hatte sich damit verändert.» Um den gegensätzlichen öffentlichen Interessen von zusätzlichem Schulraum und schützenswertem Ortsbild gerecht zu werden, entschloss sich das Projektteam, beim Wettbewerbsverfahren neben Lösungen mit einem Ersatzbau für die alte Turnhalle auch Lösungen mit Einbezug der alten Turnhalle und einem Erweiterungsbau zuzulassen. «Damit wurde die Aufgabenstellung für die Architekten anspruchsvoller», sagt Ueli Wepfer. «Das erklärt auch, warum ‹nur› 20 Projekte eingereicht wurden. Der Rücklauf bei Ausschreibungen im offenen Verfahren für öffentliche Bauten erreicht sonst gerne das Vier- bis Fünffache.» Doch auch die Auswahl aus zwanzig Projekten stellte das zwölfköpfige Preisgericht vor eine grosse Aufgabe, die es in mehreren Durchgängen erfüllte. In der Jury Einsitz nahmen Mitglieder der Schul- und Gemeindebehörde, mehrere Baufachleute sowie ein Vertreter der Kantonalen Denkmalpflege. Für den Architekturwettbewerb war ein Preisgeld von 110 000 Franken ausgeschrieben. Es geht ihrer Rangierung entsprechend an die vier Projekte, die bei der Schlussbeurteilung noch dabei waren. Bei dieser verglich das Preisgericht die Projekte nochmals nach ihren ortsbaulichen, architektonischen und betrieblichen Qualitäten. In der Folge erkor es das Projekt «Plug-in» der Dominik Hutter Architekten GmbH aus Heerbrugg zum Sieger des Wettbewerbs. 

Ehre und Verantwortung

«Es erfüllt uns mit Freude und Genugtuung, dass wir uns mit unserer Projektidee gegen zwanzig Mitbewerber durchsetzen konnten», sagt Architekt Dominik Hutter. «Dieser Sieg bringt aber auch Verantwortung mit sich.» Bereits nach der Begehung vor Ort hatte sich seine Firma für die Variante Umnutzung der alten Turnhalle, kombiniert mit einem Neubau entschieden.«Bei der Ausarbeitung unserer Idee stand die Grünfläche im Zentrum des Schulareals im Fokus. Es bildet mit der Turnhalle und dem Primarschulhaus eine Einheit, deren Charakter wir im Sinne des geschützten Ortsbildes wahren wollen», so Hutter. Ein weiteres Ziel der Architekten war, die Gebäude für eine flexible Nutzung möglichst neutral zu gestalten. Das Projekt sieht einen dreistöckigen Neubau für das Kreativhaus östlich des Mehrzwecksaals auf dem derzeitigen Hartplatz vor, der als Pausen- und Parkplatz genutzt wird. Die transparent gestaltete Gebäudehülle passt sich optisch den früher erstellten Erweiterungsbauten an und weist an der Ostseite eine auf der ganzen Länge gedeckte Laube auf. Im Parterre sollen Räume für öffentlich zugängliche Angebote wie für das Projekt «Makerspace» entstehen, in den oberen Stockwerken werden die Schulräume für die Schulfächer im kreativen Bereich untergebracht. 

Hallencharakter erhalten

Bei der gegenüberliegenden alten Turnhalle sieht das Projekt vor, dass die baulichen Eingriffe aufs Nötigste beschränkt werden. «Der grösste Eingriff ist der Einbau eines Aufzugs», sagt Dominik Hutter. In der Mitte der Halle freistehend ist die Bibliothek als Podestbau geplant. So soll der Hallencharakter des Gebäudes erhalten bleiben. Auf der Ostseite wird der abgesenkte Aussenbereich ausgebaut, begrünt und mit Sitzstufen zu einem attraktiven Aussenaufenthaltsort. Dort können sich nicht nur die Kinder tummeln, die das Angebot von «Colori» nutzen, dessen Räume im Untergeschoss der alten Turnhalle direkt an diesen Aussenbereich anschliessen. Der Neu- und Umbau bringt auch Veränderungen des Aussen­areals mit sich, mit denen das Architekturbüro Matthias Biedermann von der Firma Chavez Biedermann Landschaftsarchitekten aus Frauenfeld betraut hat. Angedacht sind Parkplätze und eine neue Zufahrt südlich des Mehrzwecksaals. Weiter sollen auf dem Areal an verschiedenen Orten Spielbereiche aufgewertet und die Anlage mit Hecken und Aussenklassenzimmern ergänzt werden.  

Kreditantrag im Sommer

«Wir sind überzeugt, dass dieses Projekt mit einigen Anpassungen unsere Ansprüche decken kann und empfehlen es deshalb zur Weiterverfolgung», sagt Schulpräsident Heinz Leuenberger. «Die Erweiterung des Schulraums soll wie bei vergangenen grösseren Projekten in einem zweiphasigen Verfahren mit Projektierungs- und Baukredit erfolgen.» Die Vorbereitungen für den Projektierungskredit beginnen gleich nach dem Jahreswechsel, so dass der Kredit an der Schulgemeindeversammlung im Mai beantragt werden kann. 

Hannelore Bruderer

Ausstellung

In dieser Woche präsentiert die Schulbehörde die eingereichten Projektideen zur Erweiterung der Schulanlage der Öffentlichkeit. Besichtigt werden kann die Ausstellung in der alten Turnhalle Erlen: Freitag, 17. Dezember, 17–20 Uhr, Samstag, 18. Dezember, und Sonntag, 19. Dezember, jeweils von 10 bis 14 Uhr. (hab)