Freitag, 2. September 2016

Sulgen. Hans-Ulrich Bigler, Direktor des Schweizerischen Gewerbeverbandes, sprach am Dienstagabend auf Einladung von Gewerbe AachThurLand und der FDP AachThurLand.

Hans Ulrich Bigler sprach über sein Bemühen, der ständigen Regulierung durch den Staat Einhalt zu gebieten, ebenso nahm er im Auholzsaal vor rund 60 Zuhörenden – darunter auch der Thurgauer Regierungsrat Walter Schönholzer – zu den Volksinitiativen Stellung, die am 25. September zur Abstimmung anstehen: AHVplus und «Grüne Wirtschaft». Jürg Köchli vom Gewerbe AachThurLand, begrüsste den Gast mit der Bemerkung, dass es gut sei, dass ein Berner einmal den Weg nach Sulgen fände, denn so könne dieser erleben, wie es sei, wenn man hier im Stau stecken bleibe. Er hoffe, dass dies zur Sensibilisierung gegenüber ostschweizerischen Verkehrsanliegen beitrage, so Köchli. Dieser nahm den Faden auf und versprach: «Wir vergessen den Thurgau nicht». Und in Richtung des ebenfalls anwesenden Thurgauer Gewerbeverbandspräsidenten, Hansjörg Brunner, meinte er: «Das kann euer Präsident sicher bestätigen: Der Thurgau ist bei uns ein Thema.»

Hang zur Perfektion
Als zentral in seiner Arbeit erachtet Bigler den «Kampf gegen den Regulierungsdschungel». Es sei der Hang der Schweizer, alles perfekt regeln zu wollen, so dass dadurch wahre Bürokratiemonster und unsinnige Regelungen erschaffen würden. Oft sei somit die Schweiz den international geltenden Standards vier Jahre voraus. «Es klingt zwar schon gut, wenn man hört, dass man sehr fortschrittlich auf gesetzlicher Ebene plant, nur wird dabei gerne übersehen, dass man dann auch drei, vier Jahre mit den verschärften Regeln global alleine dasteht. Für unsere Wirtschaft bedeutet dies dann, dass sie für diese Dauer Nachteile hinnehmen muss, die die Schweiz selbst sich auferlegt hat.»
In eine noch radikalere Richtung ziele die Volksinitiative «Grüne Wirtschaft». Die einseitige Reduktion des Ressourcenverbrauchs um zwei Drittel gegenüber dem jetzigen Stand «gefährdet die Wirtschaft, lässt die Preise steigen und schränkt unseren Komfort ein», so Bigler. Auch die Mobilität im Allgemeinen würde massiv durch Lenkungsabgaben verteuert. «Reiche könnten das noch verkraften, der Mittelstand jedoch nicht. Die Vorlage ist sozial ungerecht.» Bigler räumte ein, dass die Initiative «zwar extrem» sei, jedoch jeder Einzelne mehr zum Umweltschutz beitragen müsse, damit «die grundsätzliche gute Idee» durch Eigeninitiative und Innovationen erreicht werden könne.

Zu hohe Belastung
Gar nichts hielt Bigler von der von linker Seite lancierten AHVplus-Initiative. Das Versprechen der Linken, die AHV-Rente für alle um zehn Prozent anzuheben, sei zwar attraktiv, gefährde jedoch massiv das wichtige Sozialwerk, da sie die nachfolgenden Generationen als AHV-Einzahler über Gebühr belasteten. Das AHV-Konto würde radikal geplündert, dabei gebe die AHV bereits heute mehr aus als dass sie einnehme. Hinzu komme, dass die Babyboomer-Generation demnächst ins Rentenalter kommt. «Was die AHV braucht, ist eine Reform, damit sie auch in Zukunft noch genug Geld hat, um Renten auf dem heutigen Niveau auszuzahlen», so Bigler. «Sagt der Souverän jedoch Ja zu AHVplus, so hätten wir bis ins Jahr 2030 ein Loch von 13 Milliarden Franken in der AHV-Kasse.»

Christof Lampart