Freitag, 19. Januar 2024

Hohentannen. Für einmal blickt der Lokalhistoriker Guido Stutz nicht ganz so weit in die Vergangenheit zurück. Mit Informationen von alt Gemeindeammann Jörg Buri und aus dem Buch «Hohentannen – Geschichte und Geschichten» vom früheren Ortsvorsteher Walter Beck hat er die Geschichte des Altenweihers aufgeschrieben.

Nicht weit entfernt vom Heldswiler Moos, am östlichen Rand des Westerwalds, gab es bis anfangs der 1940er-Jahre den Altenweiher. Die ehemalige Ortsgemeinde Heldswil grenzt dort an die Gemeinde Zihlschlacht, auf deren Boden der Weiher lag. Er soll der obere von ehemals drei Weihern gewesen sein. Sein Abfluss, der Röötelbach, trieb in früheren Zeiten das Mühlrad der Mühle Sauder im Dorf an. Es ist dort noch heute zu sehen. Etwa zur gleichen Zeit, als das Heldswiler Moos mit Gemeinde- und Staatshilfe in fruchtbares Ackerland umgewandelt wurde, schuf der ehemalige Besitzer der Liegenschaft Neurüti in privater Initiative ebenfalls mehr dringend benötigte Anbaufläche. Den Weiher legte er in monatelanger beschwerlicher Handarbeit und mit Hilfe eines Pferdegespanns trocken. Er trug den Damm ab und entwässerte das Gebiet.

Ökologische Ausgleichsfläche

Zu Beginn des 21. Jahrhunderts wurde der Weiher neu geschaffen. Mitte der 1990er-Jahre erhielt die Gemeinde Hohentannen vom Kanton den Auftrag, den Kiesabbau in ihrem Gebiet, einem der grössten Abbaugebiete im Thurgau, gemeinsam mit den verschiedenen Firmen zu planen. Die Gesamtplanung unter der Leitung des Gemeinderates erstreckte sich über mehrere Jahre. Es war eine Riesenaufgabe, die auch einen Ökoausgleich beinhaltete. Zuerst musste die Ökosituation aufgenommen werden. Welchen Einfluss hatte der Abbau auf das Grundwasser? Geniesst doch die Bevölkerung ihr Trinkwasser aus den Quellen unterhalb des Kiesabbaus. Was sollte mit den Bächen, Hecken und Sträuchern geschehen? Welche Pflanzen und welche Tiere, nebst Echsen und Insekten, waren von der Veränderung ihres Lebensraumes betroffen? Hier wurde nicht nur Kies, sondern auch Natur abgebaut. Als Ausgleich für ihren Verlust war die Gemeinde verpflichtet, diese andernorts zu fördern. Man erinnerte sich an den Altenweiher und die Idee entstand, diesen wieder herzustellen. Der Gemeinde gelang es nach langwierigen Verhandlungen, von den Landwirten die Grundstücke zu kaufen, welche zur Realisierung dieses Planes notwendig waren. 

Ein neuer Weiher entsteht

Die damalige Firma Vago aus Müllheim machte sich im Auftrag der Gemeinde
an das wertvolle Werk. Sie legte einen Damm an, baggerte das Becken aus, sorgte für den Zu- und Abfluss und die Uferbepflanzung. Zusammen mit den andern Abbaufirmen finanzierte sie das ganze Projekt. Heute zahlen die abbauenden Firmen für jeden Kubikmeter Kies den sogenannten «Kiesbatzen». Er fliesst in einen Fonds, der von der Gemeinde verwaltet wird. Er kommt den Einwohnerinnen und Einwohnern von Hohentannen und Heldswil zugute. Damit wird vieles ermöglicht, zum Beispiel kulturelle Veranstaltungen in den beiden Dörfern, Gestaltung des Dorflebens etc., was sich sonst eine kleine Gemeinde nicht leisten könnte.

Fischen und erholen

Der Weiher ist inzwischen zu einem idyllischen und beliebten Naherholungsgebiet für die Bevölkerung in der Region geworden. Er gehört der Politischen Gemeinde Hohentannen und wird von ihr unterhalten. Die Fischer der Pächtergruppe Röötelbach kümmern sich um den Fischbestand. Hauptsächlich Rotfedern, Egli, Elritzen und Gründlinge fühlen sich wohl im Weiher.

Guido Stutz