Freitag, 24. Januar 2025

Bürglen. Der 24-Stunden-Selbstbedienungsladen Teo erfreut sich steigender Beliebtheit. Doch Anwohner klagen wiederholt über Lärm und Littering. Die Migros prüft laufend Massnahmen, um die Situation zu verbessern. Sie würde den Laden gerne dauerhaft etablieren. 

Längere Zeit war es ruhig geworden um den Teo in Bürglen. Doch zum neuen Jahr meldeten sich Anwohner in einem Leserbrief zu Wort, der in allen lokalen Medien erschien. Darin beklagten sie lautes Mo­torengeheul, Musik und Lärm bis in die frühen Morgenstunden. Auf Rückfrage erklärt eine der Unterzeichnerinnen: «Der Brief ist unsere Reaktion auf einen Bericht in der Tageszeitung, welcher allein die Beliebtheit des Ladens thematisierte. Wir wollen darauf hinweisen, dass das Projekt auch Schattenseiten hat.»
«Die Migros nimmt diese Beschwerden ernst und prüft laufend Massnahmen, um die Situation zu entschärfen», sagt Stefan Isenrich, Verantwortlicher für die Teos in der Ostschweiz. So seien jüngst Aussenlautsprecher getestet worden, welche Lärm messen und ab einem gewissen Pegel Kundinnen und Kunden auffordern, sich ruhiger zu verhalten. Seit Längerem fest installiert sind Informationstafeln zur Nachtruhe und Bodenschwellen, die Autoposern die Lust am Gas geben nehmen. Um dem Littering Herr zu werden, wurden die Reinigung intensiviert und mehr Kübel aufgestellt. Isenrich weist ausserdem darauf hin, dass man regelmässigen Austausch mit der Gemeinde und der Polizei pflege. Sogar einen runden Tisch, an dem Anwohner teilnahmen, habe es gegeben. Isenrich bekräftigt: «Der Teo ist beliebt und zieht immer mehr Kundschaft an. Uns ist bewusst, dass es die erwähnten Schattenseiten gibt. Praktikable Massnahmen, die den Lärm und das Littering eingrenzen, sind wir gerne bereit, umzusetzen.»
Die Kantonspolizei bestätigt, dass der Austausch mit der Migros konstruktiv verlaufe und ihre Streifen den Standort regelmässig zur Kontrolle anfahren. Im Jahr 2024 rückte die Kantonspolizei fünf Mal aus, weil beim Teo Meldungen wegen Ruhestörung eingegangen waren.
Die Polizei könne nur eine Verzeigung an die Staatsanwaltschaft machen, wenn sie Personen antrifft, die übermässigen Lärm verursachen, so Sprecher Matthias Graf. Dies sei aber nie der Fall gewesen. Alles also halb so schlimm? Die betroffenen Anwohner bleiben dabei: Die Lärmbelästigung sei ein gravierendes Problem. Sie fühlen sich machtlos: «Wir haben schon oft die Polizei gerufen. Doch die können anscheinend nichts machen», spricht eine Unterzeichnerin des Leserbriefs für die Nachbarschaft.
Auf eigene Kosten habe man zwei grosse Mulden aufgestellt, die als Lärmwall dienen sollen. «Das hat nicht viel gebracht, die parken überall. Vielleicht wäre es sinnvoll, den Teo zu drehen, sodass der Eingang nicht in Richtung Wohngebiet liegt.» 

Wie geht es weiter?
Der schweizweit erste Teo eröffnete im Oktober 2022 mit einer bis 31. Dezember 2025 befristeten Ausnahmebewilligung. Das bedeutet, die Migros müsste in diesem Jahr eine neue Bewilligung erwirken. Dabei könnten die Anwohner Einsprache erheben.
Der Migros in die Hände spielen könnte die Bürgler Ortsplanungsrevision, welche derzeit beim Kanton zur Genehmigung liegt und, das sagt Gemeindepräsident Kilian Germann, möglicherweise bis Herbst in Kraft tritt. Die Parzelle, auf welcher der Teo steht, wird dann teilweise in Gewerbegebiet umgezont. Das Ziel der Migros ist es, den Teo in Bürglen dauerhaft zu etablieren und weitere Läden zu eröffnen. «Das positive Feedback überwiegt das negative bei Weitem», sagt Stefan Isenrich. «Die Nachfrage ist vorhanden.»
Aktuell existieren drei Selbstbedienungsläden in Winterthur und seit Oktober 2024 auch einer in Scherzingen. Dort gab es seitdem zwei Meldungen wegen Ruhestörung und eine Meldung wegen Unfug, teilt Kapo-Sprecher Graf mit.

Stefan Böker