Freitag, 8. Januar 2021

Erlen. Seit 2012 wird in der Buchwiesengemeinde Erlen ETG wöchentlich das «Dialogisch», ein Deutschtreff für Migrantinnen, angeboten. Ob muslimisch, orthodox, christlich oder konfessionslos – das gemeinsame Lernen steht im Vordergrund.

Obwohl sich die Frauen in einer Kirche treffen, steht die Religion nicht im Fokus», sagt Ruth Schmidhauser. Sie ist eine der Leiterinnen im «Dialogisch» genannten Deutschtreff in Erlen und seit der Gründung vor acht Jahren dabei. Von den Frauen wird sie liebevoll mit «Mutter» angesprochen. Der Kurs basiert auf reiner Freiwilligenarbeit. So zeigen die Teilnehmerinnen grosse Achtung gegenüber Frauen wie Ruth Schmidhauser. Sie engagiert sich mit Herzblut für die Frauen, ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Ruth Schmidhauser ist es einfach ein Anliegen, Menschen aus anderen Kulturen untereinander und mit Schweizern in Kontakt zu bringen. Dies hat auch einen familiären Grund: Eine ihrer Schwiegertöchter ist Thailänderin.

Hohe Nachfrage

«Wir sind hier eine Familie geworden», sagt Andrea, ein aktives Mitglied im Treff. Sie stammt aus Rumänien. Seit über sechs Jahren ist sie dabei, zusammen mit Frauen aus insgesamt sechs verschiedenen Nationen. Momentan treffen sie sich den BAG-Massnahmen entsprechend nur im kleineren Rahmen, und über Weihnachten trafen sie sich gar nicht. Der Treff ist sehr beliebt, wie Ruth Schmidhauser erklärt. Die Nachfrage sei gross. Immer wieder wird sie von weiteren Interessentinnen angefragt. Ruth Schmidhauser: «Vielleicht lassen sich mehr Freiwillige finden, die einen weiteren Deutschtreff starten?». 

Mehr als ein Sprachkurs

Im Treff herrscht eine entspannte Atmosphäre. Es wird viel gelacht. «Wir erleben viel zusammen, gute Zeiten und schlechte Zeiten, wir teilen alles», sagt Andrea. Und Ayse ergänzt: «Wir treffen uns auch ausserhalb des Kurses.» Die wachsenden Deutschkenntnisse ermöglichen es den Frauen, mit Schweizerinnen Kontakt zu knüpfen. Oft reicht ein simples «Grüezi», damit sich die Gesichter der Schweizer Nachbarn in ein Lächeln verwandeln. Man spürt es förmlich: Die Frauen mit ihrem bunten Hintergrund an Kultur und Religion würden am liebsten für immer im Deutschtreff bleiben. Gemeinsam lachen die Frauen: «Ja, am liebsten bis zu ihrer Pensionierung.» Und fast wie im Chor sagen sie: «Der Deutschtreff macht den Tag einfach positiv.»Eines ist klar: Der Treff beschränkt sich nicht nur auf die deutsche Sprache. Das bestätigen weitere Aussagen der Teilnehmerinnen: «Der Deutschtreff ist für uns auch Therapie, hier können wir etwas fürs Leben lernen.» Im Fokus steht eine Kultur der Gemeinschaft und Wertschätzung. Obwohl die Religion nicht im Vordergrund steht erklärt Mily: «Die Kirche beeindruckt mich, diese Menschen helfen mir, mich in der Schweiz zu integrieren.» «Dialogisch» ist offen für alle. Wer kommt, soll sich wertgeschätzt fühlen. Die Aussagen der Frauen bestätigen, dass dieses Ziel erreicht ist.

(pd)