03. Juni 2016

Kradolf. Im Mittelpunkt der Kradolf- Schönenberger Gemeindeversammlung stand für einmal kein Sachgeschäft, sondern die Verabschiedung von Gemeindepräsident Walter Schönholzer. Er tritt am 1. Juni sein neues Amt als Regierungsrat an.

Für mich ist das eine ganz besondere Gemeindeversammlung. Ich freue mich noch genauso wie bei der ersten, bin aber weniger nervös. » Mit diesen Worten eröffnete Gemeindepräsident Walter Schönholzer am Freitagabend die Gemeindeversammlung. Traktandiert waren die Rechnung 2015, ein Kreditbegehren für eine Strassensanierung und zwei Einbürgerungsgesuche. Die eigens angefertigte Dekoration war ein deutliches Indiz dafür, dass keine gewöhnliche Versammlung bevorstand. Von den 2200 Stimmberechtigten hatten sich 117 oder 5,32 Prozent in der Mehrzweckhalle von Kradolf eingefunden und somit ebenfalls zum würdigen Rahmen beigetragen.

Humorvolle Rede Schrepfers
Peter Schrepfer war es in seiner Funktion als Vizegemeindepräsident vorbehalten, Walter Schönholzer zu verabschieden. Er tat dies mit Worten, in denen er die Wertschätzung für Schönholzers politisches Wirken zum Ausdruck brachte. Seine Ausführungen würzte Schrepfer hin und wieder mit einer Prise Humor. So erinnerte er daran, dass Kradolf- Schönenberg innerhalb von zehn Jahren zum zweitenmal ein Gemeindeoberhaupt an den Kanton verliere. Als Entschädigung sollte dieser Umstand bei der nächsten Berechnung des kantonalen Finanzausgleichs berücksichtigt werden, schlug Schrepfer vor und erntete dafür zustimmendes Schmunzeln der Versammlungsteilnehmer. «Walter hat seinen Job mit viel Elan und grosser Begeisterung ausgeübt und seine Ziele stets mit Enthusiasmus verfolgt», beschrieb Schrepfer die zehnjährige Amtszeit Schönholzers als Gemeindeoberhaupt. Spezielle Erwähnung fanden die ausgeprägten Kenntnisse der diversen Dossiers. Walter habe einfach alles gewusst, verriet Schrepfer. Auch die Verdienste des scheidenden Gemeindepräsidenten um das Zusammenwachsen der vier Dörfer hob er hervor.

Gemeinsam vieles erreicht
Walter Schönholzer war anzumerken, dass ihm der Abschied nicht leichtfällt. Eine Gemeinde aufzubauen sei eine faszinierende Aufgabe, erklärte der künftige Thurgauer Regierungsrat. Vor zehn Jahren habe er noch daran gedacht, als Gemeinderat zurückzutreten, doch dann sei alles ganz anders gekommen. Schönholzer rief die vielen realisierten Projekte in Erinnerung, betonte dabei aber zugleich, dass diese Erfolge immer auf einer Teamleistung beruht hätten. Er bedankte sich für das ihm entgegengebrachte Vertrauen und lobte das «einzigartige Verhältnis zwischen Bevölkerung und Behörde» als Wesensmerkmal der Gemeinde Kradolf-Schönenberg. Sein Nachfolger dürfe sich auf eine wunderbare Aufgabe freuen, prophezeite Schönholzer. Er verabschiedete sich mit folgenden Worten: «Ich habe zwei Jahrzehnte meines Lebens in diese Gemeinde investiert und bereue keine einzige Sekunde. Ich bleibe für immer ein Kradolf- Schönenberger.»

Schulden wegen Unwetter
Bei der Präsentation der Rechnung 2015 gab Gemeindepräsident Walter Schönholzer zu bedenken, dass das Ergebnis entscheidend vom Juni-Unwetter beeinflusst worden sei und dazu geführt habe, dass der Rechnungsabschluss erstmals seit 16 Jahren negativ ausfalle. Die Naturkatastrophe habe auch bewirkt, dass Kradolf-Schönenberg wieder Schulden habe, da für die Bewältigung der Schäden sehr hohe Investitionen nötig gewesen seien. Als positiven Nebeneffekt bezeichnete es Schönholzer, dass die Gemeinde dafür einen Gegenwert erhalten habe. Die mit einem Aufwandüberschuss von rund 144 000 Franken abschliessende Jahresrechnung wurde von der Gemeindeversammlung diskussionslos und ohne Gegenstimmen genehmigt. Der Verlust wird dem Eigenkapital belastet, welches sich dadurch auf 2,126 Mio. Franken reduziert. Mit jeweils grosser Mehrheit wurde das Einbürgerungsgesuch einer deutschen Familie und einer mazedonischen Staatsangehörigen gutgeheissen.

Georg Stelzner

 

Kreditantrag für Istighoferstasse genehmigt

Zum Kreditantrag von 760 000 Franken für die Istighoferstrasse in Buhwil sagte Schönholzer, dass der Gemeinderat mit der Sanierung die Verkehrssicherheit erhöhen wolle, nicht jedoch die Attraktivität für den Durchgangsverkehr. Am Fahrverbot für Lastwagen halte man fest und das Tempolimit von 50 km/h werde durchgehend bis zur Liegenschaft Hard gelten. Anders als bei der Rechnung meldeten sich bei diesem Traktandum einige Votanten. Ihre Fragen betrafen die Strassenbreite, den Einbau von zwei Belagsrampen und den Verzicht auf einen Radstreifen. Die Zustimmung zum Kredit erfolgte trotzdem ohne Gegenstimmen. (st).