Freitag, 15. März 2024

Erlen. Am Wochenende führte der Theaterverein Eisbrecher in Erlen zweimal das Stück «Residenz Schloss und Riegel» auf. Drei weitere Vorstellungen in Sulgen folgen. 

Seit über drei Jahrzehnten bescheren die Eisbrecher ihren Anhängerinnen und Anhängern Theatergenuss. Auch in diesem Jahr führt der Theaterverein die langjährige Tradition fort. Kurz vor Vorstellungsbeginn ertönt aus den Lautsprechen der Mehrzweckhalle Erlen Elvis’ «Jailhouse Rock». Zufällig wurde der legendäre Evergreen nicht gewählt. Er dient als Hinweis, wohin die Eisbrecher seine Gäste entführen werden. Als weiteres Indiz fungiert die aufwendige Tischdekoration, die aus Mauerwerk, Gitterstäben und Stacheldraht besteht. Tatsächlich spielt das Stück «Residenz Schloss und Riegel» aus der Feder von Winnie Abel in einer Justizvollzugsanstalt. 

Knast statt Seniorenheim

«Es isch so lieblos – als öbs en Ma igrichtet het», bemerkt Irma König (Nadine Steiner), als sie mit ihrem Mann Hermann (Andreas Rutishauser) im Gefängnis eintrifft. Tatsächlich fällt die Ausstattung der Kulisse eher spärlich aus. Neben den Zellentüren gibt es lediglich ein Sofa und einen Tisch. Mehr braucht es aber auch nicht, die Schauspielerinnen und Schauspieler füllen den Raum vorzüglich. Sie erzählen die Geschichte eines Ehepaars, das durch eine Verkettung unglücklicher Umstände anstatt in einem Seniorenheim im Knast gelandet ist. In der Hoffnung, eine Hafterleichterung zu erlangen, kümmern sich das Bad-Girl Jacqueline (Steffi Zellweger) und Oli (Christian Tanner), der unschuldig sitzt, aufopfernd um das verirrte Rentnerpaar. Regisseur Tobias Bonderer ist es gelungen, die verschiedenen Rollen des Stücks perfekt zu besetzen. 

Vorzüglich gespielt

Als Publikumsliebling entpuppt sich von Beginn weg Jacqueline, eine vorlaute Insassin, die alle Frauen als «Bibe» und alle Männer als «Alte» bezeichnet und auch sonst über ein überaus lockeres und freches Mundwerk verfügt. Aber auch Oli, das «Häsli, wo viel z’flauschig isch für de Knascht», der grobschlächtige und grossflächig tätowierte Häftling Boris (Thomas Greuter) und die Wirtschaftskriminelle Marlene (Jessica Spiegel) sorgen mit ihrem Auftreten und ihren speziellen Eigenarten oftmals für herzhafte Lacher und den einen oder anderen spontanen Applaus. Die beiden Pausen nutzen die Zuschauerinnen und Zuschauer, um sich mit Speis und Trank aus der Festwirtschaft zu verköstigen und darüber zu diskutieren, welche Wendung das Theaterstück noch nehmen wird. Zu Beginn wurde Irma und Hermann König verheimlicht, dass sie sich in einem Gefängnis befinden, später ist es das Ehepaar, das seine «Mitbewohner» an der Nase herumführt. Wer genau wissen will, was in der «Residenz Schloss und Riegel» sonst noch alles passiert, hat heute Freitag und morgen Samstag um 20 Uhr und am Sonntag um 14 Uhr die Gelegenheit dazu. Da führt der Theaterverein Eisbrecher das Stück «Residenz Schloss und Riegel» im Auholzsaal in Sulgen nochmals auf. 

Monika Wick