Freitag, 3. November 2023

Kradolf. Am Sonntagabend konzer­tierte der Musikverein Kradolf-Schönenberg im Kirchenzentrum in Kradolf zum letzten Mal unter der Leitung von Ruth Suppiger. Die Dirigentin hat ein neues Engagement bei der Stadtmusik Winterthur. 

Eines machte Anja Hongler-Lang gleich zu Beginn des Kirchenkonzertes des Musikvereins Kradolf-Schönenberg klar. «Wir musizieren heute mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Das lachende steht für den Abschluss eines sehr erfolgreichen Jahres, das weinende für die Tatsache, dass dies das letzte Konzert unter der Leitung von Ruth Suppiger sein wird», sagte die Präsidentin. Die Wehmut war beim Konzert nicht spürbar, das Orchester entführte das Publikum mit seinem Programm in eine Welt von Märchen, Mythen und Heldengeschichten. Den Auftakt zum Konzert machten der «Marsch aus der First Suite» aus der Feder von Gustav Holst, gefolgt von «Songs from the Catskills». «Dieses Lied handelt nicht etwa von Katzen, sondern den Catskills Mountains, einem Ausläufer der Appalachen, in deren Umgebung sich viele irische und schottische Auswanderer niederliessen», erklärte Mario Testa, der neben dem Spiel des Waldhorns durch das Konzert führte. Wie mühselig das Leben in den Catskills Mountains gewesen sein muss, liess sich anhand des Hammers, des Ambosses und der schweren Eisenkette erahnen, die in dem Stück als «Instrumente» zum Zug kamen. Roger Brumana, der neue Vizedirigent des Musikvereins, dirigierte das Stück «River of Life». Brumana tritt in die Fussstapfen von Peter Huser, der dieses Amt zuvor 42 Jahre lang bekleidete. 

Musik aus bekannten Filmen

Weitere Musik, die der Musikverein zum Besten gab, stammt aus dem Kinofilm «Braveheart». Dieser erzählt die Geschichte des schottischen Freiheitskämpfers William Wallace. Die Filmmusik liess das Publikum spüren, wie beschwerlich der Kampf zwischen Schottland und England gewesen sein muss. Mit «Rapunzel» und «Tangled Medley» lieferte das Orchester weitere Filmmusik aus den Filmen «Rapunzel» und «Rapunzel neu verföhnt». Die beiden Stücke bildeten auch die Grundlage für das Kinderkonzert, das der Musikverein Kradolf-Schönenberg tags zuvor erstmals durchführte. Sabine Thalmann erzählte die Geschichte des jungen Mädchens, das von einer Zauberin in einem Turm eingeschlossen wurde, während das Orchester für die passende Untermalung sorgte. Nach dem finalen Stück «Shepherd’s Hey» bedankte sich das Publikum mit tosendem und lang anhaltendem Applaus für das Konzert. Als Zugabe spielte der Musikverein den Choral «Irish Tune». «Ich wusste bei der Auswahl noch nicht, dass es das letzte Stück sein wird, das ich hier dirigieren werde, aber ich könnte mir kein besseres vorstellen», sagte Ruth Suppiger abschliessend. Die Interpretation rührte sowohl Musikanten als auch Menschen im Publikum zu Tränen.

Traum geht in Erfüllung

Ruth Suppiger leitete den Musikverein seit dreieinhalb Jahren. «Der Start war holprig. Da uns die Coronapandemie Vorschriften auferlegte, fanden anfangs die Proben online statt. Das erste Konzert fand erst eineinhalb Jahre nach ihrem Einstieg statt», erinnerte sich Anja Hongler-Lang. Für Ruth Suppiger geht ein Traum in Erfüllung – sie wird neu die Stadtmusik Winterthur leiten. Der Musikverein Kradolf-Schönenberg macht sich nun auf die Suche nach einer neuen Leitung und ist zuversichtlich, diese bis zur «Musig & Metzgete» im März gefunden zu haben. 

Monika Wick