Freitag, 27. November 2020

Sulgen. Die Gemeinde Sulgen aktualisiert ihr Geschichtsbuch. Bevor der Autor daran arbeiten kann, muss das Buch digitalisiert werden. Eine herausfordernde Arbeit für die Lernende Marlene Lüber.  

In ihrem Lehrbetrieb, der medienwerkstatt ag in Sulgen, ist Marlene Lüber mit einer speziellen Aufgabe betraut worden. Sie ist verantwortlich für die Digitalisierung des Geschichtsbuchs der Gemeinde Sulgen. Geschrieben hat das Buch, das die Ortsgemeinde Sulgen 1984 veröffentlichte, der Historiker Ernest Menolfi. Er ist nun vom Gemeinderat mit der Überarbeitung und Aktualisierung des Buches beauftragt worden. Durch die Weiterentwicklung der Computertechnik in den 1980er-Jahren haben sich die Verfahren der Druckvorstufe verändert. Der Fotosatz wurde durch das Desktop-Publishing abgelöst. Da das Geschichtsbuch von Sulgen noch im Fotosatz erstellt wurde, muss der Inhalt des Buches erst in digitaler Form vorliegen, damit der Autor daran weiterarbeiten und das Buch später dann gedruckt werden kann. 

Zerlegt und gebündelt

«Erst muss das ganze Buch eingescannt werden und mit einer speziellen Software wird der Inhalt dann digitalisiert», erklärt Marlene Lüber. Ganz so einfach, wie das tönt, ist es dann aber nicht. Um an die Seiten zu gelangen, musste sie erst Buchdeckel und -rücken entfernen. Für das millimetergenaue Abschneiden der Fadenheftung hat sich die angehende Polygrafin an ihre Kolleginnen in der Ausrüsterei des Druckereibetriebs gewandt. Aufgeteilt in Bünde von 20 bis 30 Seiten, scannte sie jede einzelne Seite des Buches mit der höchstmöglichen Auflösung ein. Die so erhaltenen 13 PDF-Files wandelt die Software in eine bearbeitungsfähige Textversion um. «Dann folgt die Kontrolle. Sie nimmt am meisten Zeit in Anspruch. Denn sind Buchstaben nicht gut gedruckt oder ähneln stark anderen Zeichen, ist es möglich, dass das Programm sie nicht richtig erkennt und wiedergibt. Das muss dann manuell richtiggestellt werden», erklärt Marlene Lüber. Eine weitere Hürde sind die vielen Fussnoten im Werk. Sie müssen alle so verknüpft sein, dass sie bei einer neuen Seitenaufteilung immer beim richtigen Text stehen. Das Gleiche gilt für das Quellen-, Literatur-, Bild- und Personenregister im Anhang des Buches. Für die Aufbereitung separat eingescannt werden die rund 60 Fotos.

Spannendes Lehrprojekt

Marlene Lüber schliesst im nächsten Jahr ihre vierjährige Lehre ab. Mit diesem speziellen Auftrag habe sie einiges über die Entwicklung des von ihr erlernten Berufs erfahren, sagt sie. «Früher war vieles aufwändiger und die Möglichkeiten waren eingeschränkter als heute.» Ob sie in früheren Zeiten auch Polygrafin, oder wie es früher hiess Schriftsetzerin, gelernt hätte, ist sie sich nicht so sicher. «Einer der Hauptgründe, warum ich mich für diesen Beruf entschieden habe, ist, dass man am Computer arbeitet. Meine Arbeit ist sehr vielfältig und das gefällt mir», sagt sie. Das Buchprojekt der Gemeinde Sulgen bietet ihr die Möglichkeit, eine neue Software kennenzulernen und ihre Fähigkeiten im Textprogramm zu vertiefen. Die grosse Verantwortung, die ihr mit diesem Projekt übertragen wurde, weiss die 18-Jährige zu schätzen. «Ich darf die Digitalisierung selbstständig durchführen, kann aber meine Ausbildnerin und die anderen erfahrenen Fachkräfte im Betrieb jederzeit um Hilfe und Rat bitten.» Ob sich die junge Frau auch mit dem Inhalt des Buches auseinandersetzt? «Geschichte finde ich schon spannend», findet Marlene Lüber. «Beim Aufteilen des Buches habe ich jedenfalls schon einige Passagen gelesen, die mir ins Auge gestochen sind.» 

Hannelore Bruderer

Reicher illustriert

In den letzten 40 Jahren habe sich Sulgen stark entwickelt. Es sei an der Zeit, das Geschichtsbuch zu aktualisieren, sagt Gemeindepräsident Andreas Opprecht. Die Neuauflage soll mehr Bilder enthalten und attraktiver gestaltet werden. Erscheinen wird es voraussichtlich 2023. (hab)