Freitag, 24. November 2017

Kradolf. Am Montag feierte Martha Müller aus Kradolf ihren 100. Geburtstag. Nebst anderen Gratulanten bekam sie auch Besuch von Gemeindepräsident Heinz Keller und Gemeinderätin Uschi Kessler.

Im Kreise ihrer Familie habe sie schon am Sonntag gefeiert, sagt Martha Müller. Die Zahl ihrer Nachkommen ist mit drei Söhnen, elf Enkelkindern und 14 Urenkeln gross, und da sind die angeheirateten Familienmitglieder noch nicht einberechnet. Die rüstige Dame wohnt noch in ihren eigenen vier Wänden und ist praktisch täglich zu Fuss draussen unterwegs, wenn auch nicht mehr so schnell wie früher und mithilfe eines Rollators. «Die Muskelkraft hat schon etwas nachgelassen und ich sehe auch nicht mehr so gut», antwortet Martha Müller ihren Gästen auf die Frage nach ihrem Befinden.

Ein «Bärner Meitschi»

Beneidenswert gut funktioniert dafür ihr Gedächtnis. Sie erzählt mit fester Stimme, muss weder nach Worten ringen noch nach Namen suchen. Ihre Sprache verrät dem Gemeindepräsidenten, dass Martha Müller nicht im Thurgau aufgewachsenen ist und er möchte genauer wissen, wo sie ihre Wurzeln hat und wie es sie in diesen Teil der Schweiz verschlagen hat. «Ich komme aus Jegenstorf im Kanton Bern. Mein Vater war dort Huf- und Wagenschmid. Damals wurde in der Landwirtschaft noch mit Pferden gearbeitet, entsprechend viel gab es da zu tun», sagt die Hundertjährige. In den Kriegsjahren besuchte sie als junge Frau die Hochzeit einer Freundin aus dem Thurgau, wo auch Fotos gemacht wurden. «Ein Bekannter meines Mannes zeigte ihm die Fotos, deutete auf mich und meinte: ‹Das wäre eine Frau für dich.› Daraufhin schrieb mir mein künftiger Mann einen Brief. So lernten wir uns kennen.»

Reise nach Wien 

Im Thurgau hätte sie sich anfangs schon ab und zu ins Bernbiet zurückgesehnt, erinnert sie sich. «Ich hatte aber auch früher schon bei anderen Gelegenheiten immer schreckliches Heimweh», lacht sie. Ihr Heimweh hielt Martha Müller jedoch nicht davon ab, noch einmal ein Flugzeug zu besteigen und nach Wien zu reisen. «Sie hatte sich das auf den Geburtstag gewünscht», erklärt ihre Schwiegertochter Marlis Müller, die sie auf der Reise begleitet hatte. «Wir haben in Wien Bekannte besucht, den Schlosspark Schönbrunn besichtigt und es uns im Café Mozart gut gehen lassen.»

Hannelore Bruderer