Freitag, 26. Juni 202

Erlen. Fast hätte es in diesem Jahr an der Schule Erlen kein Musical zum Schulschluss gegeben. Damit es nun doch noch klappt, mussten sich Musiklehrer René Pulfer, sein Team und die Schülerinnen und Schüler nach der Wiedereröffnung der Schulen gehörig ins Zeug legen.

In diesem Jahr bringen die Schülerinnen und Schüler als Abschlussprojekt «Hair 2020 – das Musical» auf die Bühne. Wie wird entschieden, welches Musical einstudiert wird?
René Pulfer: Ich muss mich da gut eineinhalb Jahre vor der Aufführung festlegen, denn das Musical zum Schulschluss ist ein Jahreskurs. Ich schaue, welche Talente es im entsprechenden Jahrgang gibt und taste mich so an mögliche Stücke ­heran. Die Verantwortung liegt bei mir, am Projekt sind aber noch viele andere beteiligt, so die Klassenlehrpersonen, einige Fachlehrkräfte, eine Choreografin und natürlich die Schülerinnen und Schüler. Am intensivsten arbeiten unsere Regisseurin Rita Bänziger und ich an «Hair 2020». 

Das Musical «Hair» spielt in den 1960er-Jahren in den USA. Die Zeit war geprägt von der Hippiebewegung und dem Vietnamkrieg. Ihr habt das Musical modernisiert und für Erlen ausgelegt. Wie muss ich mir das vorstellen?
René Pulfer: Bei 16 Mädchen und vier Jungs war schnell klar, dass allein schon die Rollenbesetzung mit der Originalvorlage gar nicht möglich wäre. Wir ­haben das Stück also nicht nur modernisiert, sondern eine komplett neue Geschichte daraus gemacht, die in einem Internat spielt. Wiedererkennen wird das Publikum aber die Songs, die wir aus «Hair» übernommen haben. 

Auflehnung gegen die Gesellschaft und Drogen sind zwei zentrale Themen der Originalfassung. Spielen diese Themen in eurer Auslegung eine Rolle?
René Pulfer: Ja, Drogen, Gewalt und Rebellion werden angesprochen, aber auch wie man für etwas einsteht, das einem wichtig ist. 

Wie schwierig war es, während der Schulschliessung das Projekt weiterzuentwickeln?
René Pulfer: Die Motivation aufrechtzuhalten war schwierig, zumal wir nicht wussten, ob wir das Stück überhaupt jemals zeigen können. Wir haben jede Information zu den Lockerungsschritten gebannt mitverfolgt und uns gesagt, wenn wir die Projektwoche nach den Pfingstferien durchziehen können, dann kann es noch klappen mit dem Musical. Wir hatten zwei Monate aufzuholen, denn Homeschooling funktioniert in diesem Bereich nicht. Also hiess es Vollgas geben. Aus Erfahrung weiss ich, dass die Jugendlichen in den letzten zwei, drei Wochen vor der Premiere jeweils viel Energie entwickeln und auch freiwillig zusätzliche Probemöglichkeiten nutzen.

Das wievielte Musical ist «Hair 2020», das Sie an der Schule Erlen durchgeführt haben?
René Pulfer: Es ist das achte Musical. Zu Beginn meiner Tätigkeit als Musiklehrer an der Schule Erlen organisierte ich auch noch andere Schulschlussprojekte. Die Regelmässigkeit, mit der wir nun jedes Jahr ein Musical aufführen, hat seine Vorteile. Die jüngeren Schüler schauen es sich an und freuen sich schon darauf, wenn sie an der Reihe sind. Die Musicalaufführungen zum Schulschluss haben mittlerweilen einen gewissen Stellenwert und werden auch grosszügig von Sponsoren untersützt. 

Warum eignet sich die Aufführung eines Musicals Ihrer Ansicht nach besonders gut für ein Abschlussprojekt?
René Pulfer: Die Musik steht im Mittelpunkt, es umfasst aber viele weitere Bereiche – vom Tanz zum Schauspiel, von der Technik zu den Kostümen, von der Werkstatt zum Catering. Jede Schülerin und jeder Schüler kann seine Stärken einbringen. Die Jugendlichen lernen aber auch mit Druck und Stress umzugehen. Und ganz wichtig: ein Musical ist kein Solokonzert, sondern eine Gemeinschaftsproduktion.

Wird es Ihnen nicht langweilig, jedes Jahr wieder ein Musical einzuarbeiten?
René Pulfer: Langweilig ist es nicht. Anstrengend schon. Mir ist es wohl aber immer noch so wichtig, dass ich diese zusätzliche Arbeit immer noch gerne auf mich nehme. Es ist auch eine schöne Abwechslung zum Schulalltag. Beim Musical arbeiten wir über lange Zeit im gleichen Team auf etwas hin und können uns gemeinsam über unseren Erfolg und den Applaus freuen, den wir erhalten.

Interview: Hannelore Bruderer

Aufführdaten und Tickets
Die Schule Erlen zeigt «Hair 2020 – das Musical» im Mehrzwecksaal an folgenden Daten: Sonntag, 28. Juni, 17 Uhr; Montag, 29. Juni, 20 Uhr; Dienstag, 30. Juni, 20 Uhr; Mittwoch, 1. Juli, 20 Uhr. Tickets sind bei der Schulverwaltung erhältlich, Tel. 071 649 10 00.  Sie können nicht umgetauscht und auch nicht vorreserviert werden. Es gibt keine nummerierten Plätze.