Freitag, 5. März 2021

Kradolf. Sich in Verzicht üben, ist derzeit nicht nur bei Menschen angesagt, die die kirchliche Tradition des Fastens pflegen. Die geistige Nahrung darf in der Passionszeit deshalb ruhig etwas üppiger ausfallen. Anregung dafür liefert der Fasten-Pilger-Weg in Kradolf. 

Für die Passionszeit – die 40 Ta­-ge zwischen Aschermittwoch und Gründonnerstag – hat sich das Pfarrpaar Irmelin Drüner und Uwe Buschmaas von der Evangelischen Kirchgemeinde Sulgen-Kradolf erneut etwas Spezielles einfallen lassen. «Letztes Jahr begann während der Passionszeit bereits der Lockdown. Es durften keine Gottesdienste stattfinden. Wir öffneten damals das Kirchenzentrum für den individuellen Besuch, legten Impulszettel auf und zündeten Kerzen an. Die Lage in diesem Jahr ist anders und wir wollten etwas Neues machen», sagt Pfarrer Uwe Buschmaas. Was von den letztjährigen Ideen jedoch übernommen wird, ist der Osterbaum. An ihn kann man Wünsche oder kleine Gegenstände hängen, die man auch mitnehmen darf. Für die Besinnung haben die beiden mit Hilfe des Messmers Bruno Blaser in diesem Jahr einen Fasten-Pilger-Weg geschaffen. Eine Einführung dazu ist an der Remise beim Parkplatz angeschlagen. Die zwölf Tafeln auf dem Areal des Kirchenzentrums lassen sich in beliebiger Reihenfolge besuchen, man kann aber auch beim Fussweg in der Bahnhofstrasse starten und das Kirchenzentrum in einer Spirale umrunden. Die Themen wie beispielsweise «verbinden», «loslassen», «aufrichten» oder «Passion» wechseln wöchentlich, so dass der Weg auch mehrmals begangen werden kann. Verzicht bedeute nicht generell etwas Negatives, gibt Pfarrerin Irmelin Drüner zu bedenken. «Verzichtet man auf etwas, muss das keine verlorene Zeit sein. Man kann sich auch die Frage stellen: Wie will ich diese Zeit für mich und andere sinnvoll nutzen? Oder was macht Gott mit mir?» 

Hannelore Bruderer