Freitag, 5. Januar 2024

Bürglen. Mit ihrem neuen Kunst-projekt ermöglicht Celine Lochmeier anonyme Einblicke in die Gedankenwelt anderer. Ihr Projekt wird ab dem 18. Januar an der Zürcher Hochschule der Künste im Toni-Areal in Zürich gezeigt.

Doch, die Frage, ob sie bei der Kunst bleiben wolle oder ob sie einem einträglicheren Brot­erwerb nachgehen soll, habe sie sich oft gestellt, sagt Celine Lochmeier. Sie hat sich entschieden, ihrer Berufung zu folgen und bei der Kunst zu bleiben. Derzeit besucht sie an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) den Studiengang Art Education, später will sie nebst ihren ­eigenen Kunstprojekten als Kunstvermittlerin auch Kurse geben. Bereits heute leitet sie Workshops zur Herstellung von eigenen Farben mit natürlichen Pigmenten. 

Ausstellung im Januar

Ihr Stop-Motion-Projekt «Facing the Sky» hat der Künstlerin, die in Bürglen aufgewachsen ist, einige Auszeichnungen und eine Einladung an das JellyFest in Los Angeles eingebracht. In Celine Lochmeiers neuestem Projekt geht es um Empathie. Sie hat es in Zusammenarbeit mit der Kunsthochschule entwickelt. Als ihre gestalterische Diplomarbeit wird es ab der Vernissage am 18. Januar an der ZHdK im Toni-Areal an der Pfingstweidstrasse 96 in Zürich während einer Woche ausgestellt. «Mit dem Projekt möchte ich bei den Betrachtern das Gefühl wecken, das man hat, wenn man nachts an beleuchteten Fenstern vorbeigeht und sich fragt: Wer wohnt hier, was machen die Menschen hier? Was bewegt sie? In Zeiten, in denen immer mehr Menschen Einsamkeit empfinden, ermöglicht mein Projekt, diese Neugier zu befriedigen, ohne in direkten Kontakt zu treten.» 

Inspirierende Antworten

Auf ihrer Webseite (www.celineskleinewelt.com) fragt die Künstlerin Personen aus allen Ländern und jeden Alters nach ihrer Lieblingsfarbe. Der Farbe folgen drei einfache Fragen: Was möchtest du lernen? Was macht dir Angst? Worüber hast du dich in den letzten Tagen gefreut? «Es sind Fragen, die man jemandem, den man nicht kennt, nicht stellen würde. Die Antworten sind berührend und überraschend zugleich», sagt Celine Lochmeier. «Die Antworten geben einiges preis über die Menschen dahinter, die anonym bleiben und einem mit ihren Antworten, in denen man sich auch selbst erkennen kann, dennoch nahekommen.» Die Lieblingsfarben und Antworten druckt die Künstlerin auf Tausende kleine Karten, die dann in einem Raum zum Kunstwerk zusammengefügt werden. Sie habe sich, wegen der besseren Lesbarkeit, erst überlegt, die Antworten gross auf eine Leinwand zu projizieren, sich dann aber für die Karten entschieden. «Die Karten sind alle gleichwertig wie auch die Menschen, die dahinter stehen. Man geht nahe ran und tritt in einen direkten Dialog. Ihre Antworten sollen die Betrachter inspirieren. So kann man sich zum Beispiel bei den Antworten auf das, was Freude macht, wie an einem Buffet bedienen.» 

Hannelore Bruderer