Donnerstag, 31. Dezember 2020

Sulgen. Edgar Ehrbar sagt, wieso sich der Umbau des «Rössli Beck» verzögert, und nimmt Stellung zu Gerüchten, die in Sulgen die Runde machen.

Die Sache zieht sich mittlerweile in die Länge wie ein Brotteig aus seiner Bäckerei. Ein Jahr ist bereits vergangen, seit Edgar Ehrbar sein «Rössli Beck»-Ladenlokal an der Sulger Bahnhofstrasse fast von einem Tag auf den anderen schloss, um die Produktionsstätte an demselben Ort zu vergrössern. Doch grösser wurde in dieser Zeit nur der Frust von Edgar Ehrbar, nicht aber seine Produktion. Denn das Projekt liegt seit über einem halben Jahr auf Eis. Mit Corona hat die Verzögerung aber nichts zu tun. «Und uns hat es auch nicht ‹glupft›, wie einige im Dorf mutmas­sen», sagt der «Rössli Beck»-Inhaber lachend. Ihm seien schon einige Gerüchte zu Ohren gekommen, erzählt Edgar Ehrbar. Grund genug, bei ihm nach den Gründen für die Verzögerung nachzufragen.

Einsprachen eingegangen

«Erwartungsgemäss hat es von zwei der Stockwerkeigentümer der ‹Rössli›-Überbauung Einsprachen gegeben», sagt Ehrbar ohne Umschweife. Mit diesen habe er gerechnet, weil er mit den Einsprechern schon seit Jahren im Clinch liege. «Bei jeder Stockwerkeigentümerversammlung haben sie etwas am ‹Rössli Beck› auszusetzen», sagt der Unternehmer. Die Einsprache des dritten Eigentümers habe ihn allerdings überrascht, weil der Betreffende zuvor nie bei ihm vorstellig geworden sei. Mit allen anderen Nachbarn der Überbauung habe er ein gutes Einvernehmen. Wenn es Probleme gebe, komme man auf ihn zu, und man finde immer gemeinsam Lösungen. In diesem Fall scheint jedoch eine Lösung noch weit weg. Auf die Frage, was denn der Grund für die Einsprachen sei, sagt Edgar Ehrbar: «Der eine Nachbar sagt offen, dass der ‹Rössli Beck› nicht ins Zentrum gehöre, sondern ein Industriebetrieb sei.» 

Nicht mehr zeitgemäss

Mit diesem Vorwurf sehe er sich schon lange konfrontiert. Der «Rössli Beck» sei schon gross genug, der müsse nicht noch weiter wachsen, habe man ihm unverblümt gesagt. Um Wachstum gehe es nicht, sagt Ehrbar. Vielmehr entspricht der Produktionsbereich nicht mehr dem heutigen Standard, wie ein externes Gutachten bescheinigt. Schliesslich ist es bereits ein Vierteljahrhundert her, seit Ehrbar vom Oberdorf an die Bahnhofstrasse gezogen ist. Doch nun liessen die Platzverhältnisse keine vernünftigen Arbeitsabläufe mehr zu, sagt Edgar Ehrbar. Natürlich habe er sich auch Gedanken über einen neuen Standort gemacht. «Einem Wegzug bin ich nicht grundsätzlich abgeneigt, denn mit einem Neubau könnte man die Produktion optimal planen», sagt Ehrbar. Am jetzigen Standort sei es halt ein Flickwerk. Doch es habe sich gezeigt, dass im Moment ein Verkauf der Liegenschaft an der Bahnhofstrasse nicht realistisch sei. Deshalb verfolge er seine Pläne im Dorfzentrum weiter.

Mitte April 2020 machte er die Baueingabe, innerhalb der 30-Tage-Frist folgten wie erwartet die Einsprachen. Und Ehrbar nahm zu diesen innerhalb von zwei Wochen Stellung. Ein halbes Jahr ist seither vergangen. Der «Rössli Beck»-Patron hofft, dass die Gemeinde bald über seine Baueingabe entscheidet. Und Ehrbar ist zuversichtlich. Er habe sich im Vorfeld mit sämtlichen kantonalen Ämtern besprochen und diese ins Boot geholt, um sich abzusichern, «weil ich genau wusste, dass es von zwei Parteien der Überbauung Einsprachen geben wird».

Voraussichtlich im Januar

«Die Baubehörde wird voraussichtlich im Januar einen Entscheid fällen», sagt Gemeindepräsident Andreas Opprecht auf Anfrage. Wenn die Gefahr einer längeren rechtlichen Auseinandersetzung bestehe, versuche die Gemeinde jeweils die Bauherrschaft und die Einsprecher zusammenzubringen. Ein solcher Runder Tisch hat Ende August stattgefunden, er sei aber nicht zielführend gewesen, verrät Edgar Ehrbar. Er ist überzeugt, dass sein Projekt «verhebet» und die Einsprachen haltlos sind. «Aber die Einsprecher können es natürlich verzögern», sagt Ehrbar, dem nun die Hände gebunden sind. Selbst ein Rückbau in den Ursprungszustand wäre aktuell nicht möglich. Dem Gemeinderat sei es wichtig, so Opprecht, dass bei einem längeren Rechtsstreit der «Rössli Beck» als alteingesessenes Unternehmen sich dennoch betrieblich weiterentwickeln könne. Er bietet deshalb auch Hand für eine Alternative ausserhalb des Zentrums. «Ich schätze dieses Engagement der Gemeinde sehr», sagt Ehrbar. Und auch wenn er weiterhin offen für andere Lösungen ist, so will er dennoch die Antwort der Gemeinde zum aktuellen Projekt abwarten. «Ich habe da schon viel Geld hineingesteckt», sagt der Inhaber des «Rössli Beck». Und nicht zuletzt hofft er, dass so bald auch das Gerede im Dorf verstummt.

Manuel Nagel