Donnerstag, 28. März 2024

AachThurLand. Die Gemeinden Sulgen, Erlen und Kradolf-Schönenberg verfügen über ein Notfallkonzept. Teil davon sind die Notfalltreffpunkte und das kürzlich angeschaffte Notstromaggregat.

Ereignisse wie die Coronapandemie, der Einmarsch Russlands in die Ukraine und die Sorge des Bundes betreffend einer möglichen Stromknappheit hat die Themen Sicherheit und Versorgung in weiten Kreisen plötzlich wieder in den Fokus gerückt. Um die Bevölkerung im Ereignisfall noch besser zu schützen, führte der Kanton Thurgau im Herbst 2022 in Zusammenarbeit mit den sechs Regionalen Führungsstäben und den Politischen Gemeinden flächendeckend Notfalltreffpunkte ein. In den Gemeinden Sulgen, Erlen und Kradolf-Schönenberg befinden sich diese beim Gemeindehaus. Alle Haushalte sind über diese Anlaufstellen im Krisenfall vom Amt für Bevölkerungsschutz mittels Flyern informiert worden. Die Bevölkerung wird im Ereignisfall über Sirenensignale und das Fernsehen und Radio (SRG) sowie die App Alertswiss informiert, wenn sie einen Notfalltreffpunkt aufsuchen kann oder soll. Dort erhalten die Einwohner dann Hilfe und Informationen. 

Wichtigstes in Notfallkisten

«Im Gemeindehaus lagern wir Notfallkisten mit den nötigsten Gegenständen, die in Krisenlagen benötigt werden, im Werkhof haben wir zudem ein kleines Notstromaggregat, das im Alarmfall zum Notfalltreffpunkt gebracht würde, damit wir die wichtigsten Erstmassnahmen organisieren können», sagt Sulgens Gemeindepräsident Andreas Opprecht, der zusammen mit seinen Amtskollegen Thomas Bosshard aus Erlen und Heinz Keller aus Kradolf-Schönenberg die getroffenen Massnahmen für den Krisenfall erläutern. In den Notfallkisten befinden sich unter anderem ein 1.-Hilfe-Koffer, Kabelrollen, Steckdosenleisten, Batterien, Lichtquellen und ein Megafon sowie weniger offensichtliche Dinge wie eine Schere, Schreibpapier und Schreibzeug und Klebstreifen. Fällt das Telefonnetz aus, kommen für die Kommunikation mit anderen relevanten Stellen Funkgeräte des Zivilschutzes zum Einsatz, für die Kommunikation mit der Leitstelle des Stromversorgers EKT steht ein ­unabhängiges Funknetz zur Verfügung. «Wird der Notfalltreffpunkt aktiviert, findet sich das Gemeindepersonal dort ein und übernimmt die ihm zugeordneten Funktionen», so Opprecht. Nebst den Notfalltreffpunkten, die an 88 Standorten im ganzen Thurgau eingerichtet worden sind, haben die Gemeinden noch weitere Vorkehrungen getroffen. 

Fokus auf Wasserversorgung

Die fortschreitende Digitalisierung hat auch ihre Nachteile. So würde sich ein totaler Stromausfall besonders gravierend auswirken. Ohne Strom funktionieren Kommunikations- und Steuerungssysteme nicht mehr. Davon betroffen wäre auch die Wasserversorgung. Um diese zu gewährleisten, haben Sulgen, Kradolf-Schönenberg und Erlen gemeinsam ein grosses, mobiles Notstromaggregat angeschafft. Ein Grossteil der Haushalte, Betriebe und Einrichtungen erhalten ihr Wasser über das zentrale Reservoir Buchenberg. Mit dem Notstromaggregat kann das ­Reservoir Buchenberg befüllt und das Pumpwerk Auholz betrieben werden. Nebst dem Dieselvorrat beim Gerät selbst werden in gemeindeeigenen Gebäuden noch weitere Treibstoffreserven gelagert, um notfalls auch einen längeren Betrieb sicherzustellen. «Es sind besonders systemrelevante Gewerbe- und Industriebetriebe sowie die Landwirtschaft, die auf eine konstante Wasserversorgung angewiesen sind. Ebenso muss gewährleistet sein, dass die Feuerwehr über genügend Löschwasser verfügt», sagen die Gemeindepräsidenten. Heinz Keller weist zudem darauf hin, dass in seiner Gemeinde die Dörfer Buhwil und Neukirch an der Thur ihr Wasser nicht über das Reservoir Buchenberg erhalten. «An diesen beiden Orten sind wir noch daran, eine Lösung zu erarbeiten.» Auch für das Abführen des Abwassers sind Vorkehrungen getroffen. «Auf unseren Gemeindegebieten gibt es für das Abwasser zum Glück nur wenige Pumpwerke, das meiste läuft dank natürlichem Gefälle über Freispiegelleitungen ab», sagt Thomas Bosshard. Ein Teil Erlens sei zudem am Abwasserverband Aachtal angeschlossen, der für seine Einrichtungen über ein eigenes Notstromaggregat verfügt. Das mobile Notstromaggregat der drei AachThurLand-Gemeinden wird zudem für drei bis fünf Einsätze pro Jahr für Netzunterhaltsarbeiten genutzt. «Damit wird sichergestellt, dass das Notstromaggregat stets einsatzbereit ist und die Mitarbeitenden des Werkhofs sowie die beauftragten Elektrounternehmen mit der Bedienung und dem Transport des Geräts vertraut sind.» 

Vorbereitet sein

Die Gemeindepräsidenten betonen: «Wir sind uns bewusst, dass die Gefahr einer sehr grossen, einschneidenden Krise äusserst klein ist. Dennoch haben wir entschieden, uns möglichst gut vorzubereiten, verbunden mit der Hoffnung, dass wir unsere getroffenen Massnahmen nie umsetzen müssen.» Bei allen Vorkehrungen, welche die Gemeinden getroffen haben, sei es ebenso wichtig, dass sich die Bevölkerung zur Bewältigung einer Krisenlage selbstständig vorbereite, sagt Heinz Keller. «Alle sollten über die richtige Verhaltensweise sowie die Stand­orte des nächstgelegenen Notfalltreffpunkts informiert sein. Zudem sollte in jedem Haushalt ein auf ihn zugeschnittener Notvorrat für drei Tage vorhanden sein.»

Hannelore Bruderer