Freitag, 18. November 2016

Sulgen. Die Firma HOCHDORF Swiss Nutrition AG reinigt einen grossen Teil ihres Abwassers künftig selber. Die gewonnene Energie aus der Biomasse fliesst in die Produktion zurück.

Rund drei Mal mehr Milch werde in Sulgen verarbeitet, seit das Werk im Jahr 2003 von der Firma HOCHDORF Swiss Nutrition AG übernommen worden sei, sagt Karl Gschwend, Managing Director Stratetic Projects. Zudem werden heute auch Molke und Buttermilch verarbeitet. Gros­se Investitionen in Technik und Infrastruktur machten dieses Wachstum erst möglich. Ins Auge stechen die hohen Neubauten im nördlichen Bereich des Firmengeländes, aber auch im westlichen Teil hat sich einiges getan.

Intensive Wassernutzung
Wo einst das Heizöllager stand, befindet sich jetzt eine Abwasservorbehandlungsanlage. Für die Reinigungsabläufe in der Produktion werden grosse Mengen an Wasser benötigt. Das Abwasser aus dem Gemeindegebiet Sulgen fliesst in die ARA Weinfelden. «Der Abwasseranteil unserer Firma am Gesamtvolumen der ARA Weinfelden beträgt gut 45 Prozent. Das entspricht in etwa der Abwassermenge, die 22 000 Einwohner produzieren», erklärt Karl Gschwend. Da die Kapazität der ARA Weinfelden ausgeschöpft ist, erhielt die HOCHDORF Swiss Nutrition AG für den weiteren Ausbau des Werkes in Sulgen vom kantonalen Amt für Umwelt die Auflage, eine firmeneigene Abwasserreinigungsanlage zu erstellen. «Für ein Werk von unserer Grösse ist das nichts Aussergewöhnliches», führt Karl Gschwend aus. «Wir haben es als Chance gesehen, eine für uns massgeschneiderte Lösung zu schaffen, die uns auch einen ökonomischen Nutzen bringt.» Um für die neue Anlage Platz zu schaffen, wurde einer der beiden nicht mehr benötigten Öltanks zurückgebaut. An seiner Stelle steht jetzt der Bio-Reaktor und zwei Nebengebäude. Der zweite Öltank ist zum Abwasserlagerbehälter umgenutzt worden. Da der Bio-Reaktor – das Herzstück der Anlage – von der ehemaligen Firma Thurella in Egnach erworben werden konnte, musste zwar einiges weniger neu gekauft, aber dennoch viel montiert werden. «Den Bio-Reaktor haben wir an unsere Bedürfnisse angepasst und haben so auch seine Leistung gut verdoppelt», sagt Gschwend.

Alles wird wiederverwertet
Je nach Saison – im Frühling wird am meisten Milch verarbeitet – bezieht die HOCHDORF Swiss Nutrition AG täglich bis zu 2000 m3 Frischwasser vom Wasserwerk Sulgen. Durch die betriebseigene Wasseraufbereitungsanlage, die bereits seit August 2015 in Betrieb ist, fliessen rund 800 m3 gereinigtes Wasser pro Tag zurück in den Betrieb. Der Anlagenteil mit dem Bio-Reaktor wird zirka Mitte Dezember fertiggestellt sein und geht dann in die Inbetriebsetzungsphase. «Bereits nach einem Monat wird massiv weniger Fracht zur ARA Weinfelden geleitet werden», erklärt Karl Gschwend, «bis zu einem selbst regulierenden Vollbetrieb dauert es aber voraussichtlich gut ein Jahr.» Im Bio-Reaktor wird die organische Fracht unter ­anderem in Gas umgewandelt. Karl Gschwend rechnet mit rund vier Gigawattstunden, die so pro Jahr gewonnen werden können. Dies entspricht zirka fünf Prozent des jährlichen Gasverbrauchs des Unternehmens. Trotz der eigenen Abwasserreinigungsanlage wird die Menge an Abwasser, die vom HOCHDORF-Werk in Sulgen in die ARA Weinfelden fliesst sowie der Frischwasserbezug von der Gemeinde Sulgen nicht stark abnehmen. «Alle Effekte, die wir mit unserer Abwassereinigungsanlage erzielen, werden mit dem Ausbau des Werkes mehr oder weniger wieder egalisiert», sagt Karl Gschwend.

Hannelore Bruderer